Modellgeschichte V8 Limousine

Limousine (W 124)

Die Limousine ist das meistverkaufte Modell der Baureihe 124. Sie wurde im Dezember 1984 vorgestellt und bis August 1995 produziert. Es gab sie in zahlreichen Motorvarianten und auch mit verschiedenen Aufbauten. Der schwächste Motor war der 200 D mit 53 kW, stärkster der 500 E/E 500 mit 240 kW. Einstiegspreis für die Baureihe waren zu Beginn 32.604,00 DM Grundpreis für den 200 D, zum Ende waren es für die schwächste E-Klasse wenigstens 49.335,00 DM.

Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt/Main im September 1987 folgten zwei neue Limousinen, die Typen 300 D Turbo und 300 D Turbo 4MATIC. Beide hatten das Turbodiesel-Aggregat, das bereits zwei Jahre zuvor in den entsprechenden T-Modellen präsentiert worden ist. Eine Weltneuheit stellte dabei nur die 4MATIC-Version dar, der konventionell angetriebene 300 D Turbo gehörte seit April 1986 zum Verkaufsprogramm der amerikanischen Vertriebsgesellschaft MBNA. Die Turbodiesel unterschieden sich äußerlich von den anderen Typen der Baureihe durch fünf zusätzliche Luftansaugkiemen im rechten Vorderkotflügel.

Zwei weitere Modelle folgten im September 1988 auf dem Pariser Auto-Salon. Der 200 E mit dem bewährten Zweiliter-Einspritzmotor des 190 E ist allerdings keine ganz echte Premiere. Denn dieser Typ wurde bereits seit Jahren für den italienischen Markt produziert. Der 250 D Turbo dagegen war durch einen Griff in den Motoren-Baukasten neu entstanden. Er entsprach prinzipiell dem 250 D, wurde jedoch von einer modifizierten Version des aufgeladenen 2,5-Liter-Dieselmotors angetrieben, der bereits in der Kompaktklasse verwendet wurde.

Eine Sonderstellung nimmt der 500 E ein, der 1990 ebenfalls in Paris vorgestellt wurde. Er wurde in Kooperation mit Porsche entwickelt und im Porsche-Werk 1 in Zuffenhausen montiert. Die Rohkarosserie wurde an Porsche geliefert und alle Teile, die vom normalen 124er abwichen, also Vorderbau, Stehwand, Kotflügel, etc., wurden bei Porsche montiert. Die soweit komplettierte Karosserie wurde anschließend wieder nach Sindelfingen geschickt und dort lackiert. Die Endmontage und Motorbestückung fand dann wieder in Zuffenhausen statt. Der damalige Mercedes-Chef Werner Niefer unterstützte damit die Porsche AG, welche zu diesem Zeitpunkt in einer Absatzkrise und damit auch in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Die Montage des exklusiven 500 E bescherte dem Zuffenhausener Sportwagenbauer eine bessere Auslastung seiner durch die Krise ungenutzten Fertigungskapazitäten. Diese Zusammenarbeit währte für die Dauer der Produktion des 500 E der ersten Generation (MOPF1). Der modellgepflegte E 500 (MOPF2) wurde dann von Mercedes-Benz komplett in Eigenregie hergestellt.

Eine nicht ganz so herausragende Sonderstellung nimmt auch sein mit 4,2 Litern Hubraum etwas kleiner motorisierter Bruder 400 E ein, der Anfang 1992 debütierte und mit der Modellpflege 2 in E 420 umbenannt wurde. Da er den V8-Motor M119 E 42 besitzt, der in den Außenabmessungen dem stärkeren M119 E 50 des 500 E/E 500 entspricht, mussten an der Karosserie des 400 E/E 420 dieselben Veränderungen vorgenommen werden, um den Motor zu implantieren. Im Gegensatz zum 500 E/E 500 erhielt er jedoch keine Kotflügelverbreiterungen und geänderte Scheinwerferkonfiguration, die diesen optisch vom Rest der W124-Familie absetzt. Äußerlich unterscheidet sich der 400 E/E 420 (bis auf das Typenschild) daher nicht von den Sechszylindermodellen.

War der 500 E explizit als Sportlimousine konzipiert, kam der 400 E als komfortable und schnelle Reiselimousine. Entworfen war er ursprünglich für den amerikanischen und japanischen Markt, wo die V8-Modelle von Lexus vorgestellt worden waren, Mercedes-Benz dort in dieser Zeit fast ein Viertel seines Umsatzes verloren hatte und die Untertürkheimer dringend eine Antwort darauf suchten. Ende 1992 kam der 400 E dann auch auf den deutschen Markt und entwickelte sich hier zu einer ernsthaften hauseigenen Konkurrenz zum 400 SE/S 420 der Baureihe W140, der den gleichen Motor besaß, jedoch größer und deutlich schwerer war. Obendrein stand der W140 zu dieser Zeit in der sozialen und ökologischen Kritik. Montiert wurde der 400 E/E 420 in Sindelfingen.

Beide Achtzylindermodelle der Serie bieten überragende Fahrleistungen und sind elektronisch auf 250 km/h abgeregelt. Neben dem unterschiedlichen maximalen Drehmoment sorgt auch das unterschiedlich übersetzte Differential dafür, dass der 400 E/E 420 etwas sanfter beschleunigt als der sportliche 500 E/E 500 und sich beim Sprint von 0 km/h auf 100 km/h fast zwei Sekunden länger Zeit lässt. Ein interessantes technisches Detail stellt der Umstand dar, dass der 400 E/E 420 theoretisch schneller ist, als sein großer Bruder. Bei der elektronisch abgeregelten Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h hat der Fünfliter-Benz seine Drehzahlgrenze erreicht, während der kleine Bruder aufgrund der längeren Übersetzung des Differentials diese noch nicht erreicht hat und damit noch weiter beschleunigen könnte.

Die Fahrleistungen der normalen Achtzylindermodelle wurden durch den E 60 AMG mit 280 kW nochmals übertroffen, der genau wie jene nur als Limousine erhältlich war. Er wurde als Tuningderivat des E 500 über die Mercedeshändler angeboten. Ein serienmäßig vom Band gelaufener 500er wurde dabei von AMG umgerüstet und bekam neben der größeren Maschine, die auch im SL eingebaut wurde, Modifikationen am Fahrwerk, um der Mehrleistung gerecht zu werden.

Der 500 E kostete 1991 mindestens 134.520,00 DM, 1994 waren es 145.590,00 DM für den E 500. Den E 60 AMG gab es ab 179.860,00 DM. Mit 92.340,00 Mark war der reichhaltig ausgestattete 400 E bei seinem Debüt 1992 schon fast ein Schnäppchen.

Quelle: mobilverzeichnis.de